Am letzten Freitag im Juli, also dieses Jahr am 26.07.2024 ist Tag des Systemadministrators. Falls Sie noch nie davon gehört haben, dann weil Systemadministratoren scheue Wesen sind. Man bemerkt sie kaum und oft mögen sie auch nicht viel sozialen Kontakt. Dabei sind sie heutzutage unverzichtbar und das Rückgrat jeder grösseren Firma.
Was der Hausmeister für alle realen Räume, das ist der Systemadministrator, oder auch Admin für Alles Digitale. Der Mensch mit dem Generalschlüssel für Alles, was Beept, Flimmert, Rechnet und Funkt. Der Admin ist meist unsichtbar, im Idealfall bekommt man ihn gar nicht mit. Im Betrieb ist er meist unsichtbar, aber die treibende Kraft dahinter, dass Alles läuft. In den meisten Betrieben ist es aber auch genau deshalb der undankbarste Job. Während andere Abteilungen am Tagesende irgendwelche Sachen produziert haben, die man anschauen, anfassen oder sogar auf eine Palette Stapeln kann, sorgt der Admin im Wesentlichen dafür, dass er am Besten Nichts zu tun hat – das aber oft mehr als nur 8 Stunden am Tag. Der Admin arbeitet oft nachts oder antizyklisch, an Wochenenden oder Feiertagen, denn er will den normalen Arbeitsalltag nicht stören, sondern unterstützen.
Sei ehrlich zu Deinem Admin
Ganz wichtig für einen Admin ist: Er ist Informatiker. Er arbeitet mit Informationen. Nur wenn die richtigen Informationen rein kommen, kann er die richtige Lösung finden. Leider ist das zu 99% nicht der Fall. Angeblich hat nie jemand irgendwas gemacht, Nichts wurde verstellt, angefasst oder geändert – Niemals. Das war Alles dieser PC oder die Software alleine. Es gibt Firmen, da sitzen Angestellte seit Jahren an einem PC-Arbeitsplatz, aber haben noch Nie irgendwas an diesem PC gemacht. Weder angeschaltet, noch irgendwas geklickt. Die meisten dieser Leute haben das gleiche Angestelltenverhältnis, wie eine Schaufensterpuppe – sie sitzen da nur zur Deko, damit der Monitor und die Tastatur nicht so allein rumstehen. Natürlich ist das Quatsch. Zu 99,9% hat der Mensch vorm PC, also der Bediener (IT-Sprech: „User“) den Fehler gemacht, meistens versehentlich.
Der Systemadministrator bekommt das natürlich heraus. Er hat Zugriff auf alle Geräte, Systeme und Protokolle. Früher oder später knackt er die Nuss. Dabei lernt er auch meist viel über den Chef oder Abteilungsleiter und die Fehlerkultur in der Firma: Wird ein Fehler als Chance begriffen, um daraus zu lernen? Dann wird offen darüber geredet, alle haben etwas davon, lernen dazu und der Fehler tritt nicht mehr auf. Der Admin muss nicht lange suchen, das Problem ist schnell behoben und es kostet den Admin wenig Zeit und die Firma wenig Geld. Leider ist es in den meisten Firmen so, dass die Vorgesetzten jede Möglichkeit nutzen, um Abmahnungen und Gehltskürzungen zu verteilen. Dazu kommt dann eigentlich immer ein Klima aus Missgunst, Verpetzen und sich Lustig über die Fehler der anderen zu machen. Dann bekommt der Admin falsche Informationen, sucht sich ewig durch Einstellungen und Protokolle, bis er am Ende doch das findet, was „auf gar keinen Fall“ geschehen ist.
Ein Beispiel
Ich habe letztens 2 Tage eine Telefonanlage repariert. Den losen Stecker hatte ich schnell bemerkt, aber „der kann es auf gar keinen Fall sein“, „der hängt da schon seit 10 Jahren daneben“, „den hat ganz sicher niemand gezogen“ „den bitte auf gar keinen Fall reinstecken, wer weiss, was dann passiert“. Nach ca 20 Stunden Geräte wechseln, Kabel ausmessen, Software neu einstellen, konfigurieren oder sogar neu installieren, blieb nur noch genau dieser Stecker übrig. Unter heftigsten Diskussionen und mit massiver Gegenwehr habe ich dann den Stecker eingestöpselt und es ging wieder. Statt 5 min dauerte der Einsatz 20 Stunden. 20 Stunden in denen nicht gearbeitet werden konnte, 20 Stunden, die bezahlt werden müssen und vor Allem: 20 Stunden, die sich nicht um andere Probleme gekümmert werden konnte.
Es ist nicht verwunderlich, dass viele Systemadministratoren mit der Zeit zu misanthropen Menschenhassern mutieren und gar Nichts mehr glauben. Sätze, wie: „meine Rechner und Server arbeiten wundervoll ohne User“, „Fehler 40 heisst: der Fehler sitzt 40cm vom Gerät entfernt“ und „bist Du dir sicher – also wirklich sicher, denn es gibt nur 0 und 1, kein vielleicht“ gehören dann zum Standard. Leider.
Darum ist es gut, dass es seit dem Jahr 2000 den Tag des Systemadministrators gibt, um diesen scheuen Wesen, die sich täglich mit so vielen technischen und menschlichen Fehlern beschäftigen müssen, zu bedanken. Damit wir die digitale Zukunft irgendwie gemeinsam und vor Allem meschlich bewältigen können.
Maik Sandmüller, Fachinformatiker und Sachverständiger für Datenschutz
Dieser Beitrag gehört ausnahmsweise nicht zur Kolumne „Computerprobleme“, die regelmässig im Unstrut-Echo erscheint, sondern füllt die Lücke in der Sommerpause vom Unstrut-Echo.
Links zum Thema:
Tag des Systemadministrators bei Wikipedia
Englischsprachige Sysadmin-Day-Seite mit Geschenkvorschlägen
Tolles T-Shirt für Systemadmins